Erst die Medienkompetenz, dann das Handy

„Das Smartphone ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und wird wahrscheinlich auch dieses Jahr wieder vermehrt als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum liegen“, sagte Marie-Theres Kastner, Vorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED) im Bistum Münster zu Beginn der digitalen Infoveranstaltung „Gibt es den perfekten Zeitpunkt für das erste Handy?“ „Wie können wir als Eltern unsere Kinder dabei gut begleiten und unterstützen, auch wenn wir selbst keine Social-Media-Fans oder Technik-Profis sind?“

„Ich habe heute noch in einem Artikel gelesen, dass ab zwölf Jahren ein guter Zeitpunkt fürs erste Handy wäre“, erzählte Johannes Wentzel, selbständiger Medienreferent in Münster, zu Beginn seines Vortrags den über 300 Interessierten. Umfragen zeigten, dass für viele Eltern der Schulwechsel der Startschuss für das erste eigene Handy sei. Wentzel findet es dagegen schwierig, den Zeitpunkt für das erste Handy auf ein Alter oder ein Ereignis wie Schulwechsel festzulegen. „Medienkompetenz“ ist für ihn das Schlagwort der Stunde. 

„Sie können Ihrem Kind ein Handy geben und sagen: ´Bitteschön, hier hast du es und viel Spaß damit`. So kann man es machen. Aber ich glaube, wir sollten noch mehr tun. Wir müssen die Kinder fit machen fürs Handy.“ Denn die Medienkompetenz falle nicht einfach vom Himmel, sie müsse erlernt und trainiert werden, „damit die Kinder eine gewisse Grundskepsis gegenüber dem entwickeln, was in Chats und Apps gezeigt wird. Das Kind darf nicht alles glauben, was es sieht.“ Auf Instagram hätte die meisten Menschen eine glatte und reine Haut. Dem Filter sei Dank. „Wenn ich dort unterwegs bin und die ganze Zeit in solche perfekten Gesichter schaue, dann macht das was mit mir. Und erst recht mit Kindern und Jugendlichen“ betonte der Medienreferent. Solche Filter seien Bestandteil der digitalen Welt, die „kriegen wir nicht mehr weg. Es geht jetzt vielmehr darum, die Kinder stark zu machen und ihnen zu sagen, dass das alles nicht real sondern bearbeitet ist. Wir brauchen starke und resiliente Kinder, die eben nicht alles glauben, was ihnen das Handy zeigt.“

Dazu brauche es eine kritische Distanz den Inhalten des Smartphones gegenüber. Deswegen sei es wichtig, die Kinder im Umgang – vor allem mit dem ersten Handy – zu begleiten. Es gehe darum, die „Medien zum Thema zu machen. Das hört sich vielleicht billig an. Aber für Kinder ist das wirklich enorm wichtig, dass sie wissen, dass meine Eltern sich für das, was ich tue, interessieren. Sie müssen die eine eigene Vorbildfunktion wahrnehmen“, nahm Wentzel die Eltern in die Pflicht. „Wie oft nutzen Sie das Handy? Unterbrechen Sie Gespräche, wenn eine WhatsApp-Nachricht eingeht? Das signalisiert den Kindern, dass das Smartphone die oberste Priorität für Sie hat. Dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Ihre Kinder das so übernehmen.“

Gleichzeitig gelte es sich zu informieren und nachzuschauen, wo sich der Nachwuchs im Netz herumtreibe. Und: nachzufragen. „Ihr Kind will eine App haben? Dann informieren Sie sich darüber, was das für eine App ist und was die kann. Und fragen Sie nach, was das Kind daran so spannend findet. Lehnen Sie die App nicht ab, nur weil Sie die nicht kennen.“ Im Internet gebe es verlässliche Quellen wie www.Handysektor.de  oder www.Klicksafe.de, wo man „schnell und unkompliziert wirklich viele gute Informationen bekommen kann, ohne sich selbst diese erst herunterladen zu müssen. Dort würden die Apps unter pädagogischen Gesichtspunkten vorgestellt und Hinweise gegeben, worauf man bei der gesuchten App zum Beispiel achten sollte. „Ja, das kostet Zeit. Aber es lohnt sich, da es sich am Ende auszahlt – für Sie und Ihr Kind.“