Schulaufgabe: Vermittlung von Medienkompetenz

Verena Witte, Institut für Geoinformatik der Universität Münster. (c) Nike Gais

„Es wird in Deutschland immer über Wettbewerbsfähigkeit und innovative Zukunft gesprochen, aber die Bildung als Grundvoraussetzung dafür wird häufig einfach vergessen. Im europäischen Vergleich gehört Deutschland zu den neun Ländern, in denen keine Grundbildung als Schulfach Informatik verpflichtend ist. Und in diesem Zusammenhang hakt es übrigens nicht an der Motivation der Lehrkräfte“, erzählt Referentin Verena Witte den Interessierten an der digitalen Info-Veranstaltung „Digitalisierung in der Schule – Chancen und Risiken“ / KI und ChatGPT II“. Die 26-Jährige ist Doktorandin am Institut für Geoinformatik der Universität Münster.

„Das heißt, dass es wieder auf die Lehrenden ankommt?“, greift Marie-Theres Kastner, Vorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED) im Bistum Münster zu Beginn die Aussage Wittes auf und stellt die Frage, die das Thema des Abends zusammenfasst: „Wo verläuft der richtige Weg im Umgang mit digitalen Medien in unseren Schulen bei unseren Kindern?“

„Ja genau, die Lehrkräfte spielen eine wichtige Rolle“, fährt Witte fort. Daher sei es gut, dass die sich in diesem Bereich fit machen würden, um selber festzustellen, was alles möglich ist. Es gelte Kompetenzen aufzubauen, die dann an ihre Schülerinnen und Schüler weitergeben werden können. „Es ist sehr wichtig, dass Daten- und digitale Kompetenz vermittelt werden. Dann wären die Schüler zum Beispiel eher in der Lage zu verstehen, was hinter Instagram oder TikTok steckt“, erklärt die Doktorandin. Auf den Punkt gebracht gelte es, den Schülerinnen und Schülern den richtigen Umgang mit digitalen Medien beizubringen. „Und das kann ich nur, wenn ich mich selber damit auskenne.“

Jugendliche würden oft als „digital natives“ bezeichnet, weil die ´ja eh` mit den digitalen Endgeräten groß kommen würden. „Aber nur weil man irgendwie über ein Handy oder ein iPad wischen kann, ist man kein ´digital native`. Dazu gehört mehr“, betont die Doktorandin Es sei wichtig, die Struktur dahinter zu verstehen. Die Schüler und Schülerinnen müssten verstehen, was sich unter der Oberfläche verbirgt. „Und damit meine ich nicht die Technik.“

Die Referentin betont, wie wichtig es sei, die Schülerinnen und Schüler fit zu machen für die Zukunft. Deswegen müssten die einfach schon in der Schule den guten und sicheren Umgang mit den digitalen Medien lernen. Um auf ihr zukünftiges Leben vorbereitet zu werden. Denn wenn man weiß, wie etwas funktioniert. dann könne man selbstkritisch reflektieren, ob und wie man die Medien nutze. „Ich glaube nämlich nicht, dass viele von den jüngeren Schülerinnen und Schülern wissen, wie so ein Algorithmus von Instagram oder TikTok oder ähnliches funktioniert. Dass wir durch unser Medienverhalten automatisch in eine ´Bubble`, eine Blase gezogen werden, in der Videos und Posts gleichen Inhalts oder Ausrichtung ausgespielt werden. Wir verlernen, uns mit anderen, konträren Meinungen auseinanderzusetzen. Aktuell gibt es eben nicht wirklich Raum in der Schule das zu vermitteln. Das ist ein großes Problem.“ Witte ermutigte dazu, sich mehr Zeit mit der Vermittlung von Medienkompetenz zu nehmen.