Mit der Einschulung der Kinder beginnt in den Familien ein zentraler Lebensabschnitt.
Die These, dass ein möglichst hoher Bildungsabschluss den Kindern alle Möglichkeiten für ein gelingendes Leben in unserer Gesellschaft eröffnet, stellt Eltern, Kinder und auch Lehrerinnen und Lehrer vor enorme Aufgaben. Der Druck, möglichst erfolgreich die Schullaufbahn mit einem Abitur zu beenden, ist gewaltig.
Eltern haben aber auch das Empfinden, dass Kinder Kinder bleiben und daher in eine Schule gehen sollen, auf der sie sich wohl fühlen und nicht nur einfach möglichst schnell möglichst viel Wissen vermittelt bekommen.
Viele Eltern begleiten und stärken ihre Kinder auf dem Weg durch die Schule. Gerne wollen sie sich selber im Sinne einer echten Erziehungspartnerschaft stärker als bisher in das Schulleben und in pädagogische Arbeit der Schule einbringen. Das ist nur zu verständlich, da – durch die sehr unterschiedlichen Familiensituation erforderlich -, die Schule durch eine längere Verweildauer der Kinder aufgefordert ist, sich über die Wissensvermittlung hinaus stärker in der Erziehungs- und Betreuungsarbeit zu engagieren.
Leider ist es – folgt man den Studien der letzten Jahre – noch nicht gelungen, alle Eltern und vor allem Kinder aus bildungsfernen Familien mit auf den Weg zu guten Bildungsabschlüssen zu nehmen. Noch immer gilt für viele Kinder der Satz: Das Elternhaus entscheidet über den Bildungsabschluss der Kinder.
Die katholische Kirche in NRW hat seit vielen Jahrzehnten erkannt, wie wichtig für unsere Gesellschaft eine gute Schulbildung ist. Deshalb hat sie sich auf diesem Feld intensiv eingebracht. In allen Diözesen NRWs gibt es katholische Schulen aller Schulformen von der Förderschule über Real-, Sekundar-, Gesamtschulen, Berufskollegs bis zu vielen Gymnasien. Die hohe Fachlichkeit in der Beschulung von Kindern mit Beeinträchtigungen wird selbstverständlich in den inklusiven Unterricht eingebracht.
Die Grundeinstellung unseres christlichen Glaubens, dass jedes Kind von Gott geliebt und mit all seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten, mit all seinen Sinnen gefördert werden muss, wird auf der Basis der für alle katholischen Schulen verabschiedeten Qualitätskriterien in diesen Schulen gelebt. Die jungen Menschen werden hier zu selbstbestimmten, lebenstüchtigen und solidarischen, sich gesellschaftlich engagierenden Menschen erzogen. Die hohen Anmeldezahlen bestätigen diese Aussage. An diesen Schulen müssen leider immer wieder Schüler abgewiesen werden.
Die Offenheit der Schulen für Kinder aus anderen Religionen leidet leider unter der hohen Nachfrage. Trotzdem haben sich die katholischen Schulen und vor allem die katholischen Grundschulen in NRW auch in die Beschulung der Kinder aus den Kriegsgebieten eingebracht. Willkommensklassen, Einzelbeschulung und auch von den Schulen getragene Projekte für Flüchtlingskinder zeugen von der Bereitschaft, an den gesellschaftlichen Aufgaben der Integration mitzuwirken, in den kulturellen und interreligiösen Dialog einzusteigen.
Dass das Land NRW die Übernahme eines wichtigen Teiles der öffentlichen Daseinsvorsorge durch die Unterhaltung von Schulen in kirchlicher Trägerschaft mit einer guten Refinanzierung unterstützt, wird seitens der Kirchen dankbar gewürdigt. Die hohe Akzeptanz der Schulen lässt auf die Fortführung dieser Einstellung hoffen.
Trotzdem bleiben viele Probleme bestehen, die in der nächsten Zeit dringend gelöst werden müssen:
- Ganztagsbetreuung
Für alle Schulformen von der Grundschule bis zu den weiterführenden Schulen müssen die Ganztagsangebote bedarfsgemäß ausgebaut und dazu möglichst einheitliche Qualitätsstandards – auch für die Zusammenarbeit mit außerschulischen Trägern entwickelt werden.
- Lehrerbildung und –ausbildung
Der Unterrichtsausfall muss verringert werden. Dazu bedarf es auf der einen Seite einer Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer durch mehr Fortbildungs- und Supervisionsangebote.
Darüber hinaus sind Werbemaßnahmen für den Lehrerberuf dringend geboten- vor allem in Richtung junger Männer-, die in den Grundschulen schon fast nicht mehr und in der weiterführenden Schulen auch immer weniger werden.
- Inklusion
Wenn die Rahmenbedingungen für die Inklusion nicht verbessert werden, droht ein Scheitern! Die Größe der Klassen und die zu geringe Personalressource „Lehrer mit sonderpädagogischer Zusatzqualifikation“ muss dringen überdacht werden. Schon jetzt machen die Anmeldezahlen an den Förderschulen deutlich, wie unzufrieden Eltern mit der gegenwärtigen Situation sind.